Dienstag, 14. April 2015

Hofbrief: KW16

Als Ergänzung zum letzten Hofbrief hier noch einige Worte zu den sogenannten „Naturschutzflächen“, die unsere Milchschafe beweiden:
Selbstverständlich sind wir im Augenblick sehr froh, dass uns diese Wiesenflächen verpachtet wurden, denn nur so war es möglich, die Milchschafherde auf ihre heutige Größe zu erweitern.
Landwirtschaftliche Flächen neu anzupachten wird zunehmend teurer, weil Mastbetriebe Land brauchen, um die entstehende Gülle ausbringen zu können, weil für die subventionierte Bioenergieerzeugung Mais, Raps etc. auf Ackerflächen angebaut wird, und weil für vielerlei Baumaßnahmen „Ausgleichsflächen“ geschaffen werden.
Da ist es natürlich ein Glücksfall, dass wir die angrenzenden Wiesen vom Kreis Steinfurt zu einem günstigen Preis zur Pacht angeboten bekommen haben.
Naturschutzflächen mit den letzte Woche genannten Nutzungsbeschränkungen schafft der Landkreis aber nicht allein aus Liebe zur Natur.
Per Gesetz gibt es die Verpflichtung, für im Rahmen von öffentlichen Baumaßnahmen wie Straßenbau versiegelte Flächen einen Ausgleich zu schaffen. Wird zum Beispiel eine einen Kilometer lange zehn Meter breite Straße neu errichtet, ist das ein Hektar (10.000m²) Land, das aus dem Naturkreislauf genommen wird. Eine Ausgleichsfläche dafür wäre zum Beispiel ein Hektar Grünland (Wiese oder Weide), den die öffentliche Hand erwerben muss.
Nun erhöht das aber den Flächenbedarf erheblich; Land ist nicht überall verfügbar und mittlerweile auch für den Landkreis teuer geworden.
Deshalb ist es vom Gesetzgeber auch vorgesehen, dass Flächen mit hohem Naturschutzwert bei Ausgleichsmaßnahmen mehr wert sind, als andere. Das bedeutet, dass ein Hektar unserer Naturschutzflächen unter Umständen zwei Hektar versiegeltes Land ausgleichen kann. Hier wird mit mathematischen Methoden und Bewertungsschlüsseln Naturschutz betrieben.
Dieses Frühjahr wurden unsere Pachtflächen noch einmal „aufgewertet“. Bagger und schwere Maschinen rückten an, um einen Teich anzulegen und Hecken zu pflanzen. Begrüßenswerte Maßnahmen, auch aus unserer Sicht, wenngleich mit groben Mitteln und hohem finanziellen Aufwand ausgeführt. Außerdem wurden hier Flächen einer landwirtschaftlichen Nutzung entzogen, und zwar einer Natur pflegenden biologisch-dynamischen Landnutzung.
Hier ist wieder einmal der
politische Kurs erkennbar: Auf der einen Seite Naturschutz, auf der anderen eine möglichst intensive Landwirtschaft mit synthetischem Düngern und Ackergiften für eine reiche Ernte. Dass ein ökologisch bewirtschafteter Betrieb mit vielfältiger Fruchtfolge und flächenangepasster Tierhaltung, mit einem möglichst geschlossenen Betriebskreislauf und einer auf persönliche Beziehungen setzende Vermarktung dem Naturschutz weitaus dienlicher ist, als ein gebaggerter Teich, ist in einigen Köpfen noch nicht angekommen.

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